Nachtgespenster

Roland Benz

Ein Eiswind der von Norden weht
Heulend unheilvoll und düster
Trägt tausend Stimmen übers Land
Ein schaurig Nachtgeflüster

Ein Zweig der rythmisch an mein Fenster schlägt
Ein Windhauch der die Gradinen bläht
Und ein hohles Stöhnen vor der Türe
Bilden nur die Overtüre
Zu jenem Schrecken welcher heuer mich erwartet

Ein Nebel senkt sich in die Gassen
Trügerisch und nicht zu halten
Verbirgt hinter seinen grauen Schleiern
Tausend huschend Spukgestalten

Und pünktlich wenn die Turmuhr schlägt zur Mitternacht
In der ganzen Stadt der Spuk erwacht

Es bricht los ein Toben und ein Kreischen
Bei welchem ein jeder muss erbleichen
Und vor Angst zugrunde geht
Wer nicht mit dem Teufel im Bunde Steht

Sie drängen in die Häuser
Kein Tor gebietet ihnen Halt
Sie dringen durch Kamin und Fenster
Und auch noch durch den kleinsten Spalt

Sie kommen meinetwegen
Das kann ich euch beschwören
Der Teufel selbst hat ihnen befohlen
Ich kann sie draußen vor dem Haus schon hören
Jetzt kommen sie mich holen

Für mich gibt es keine Rettung mehr
Keinen Trost und kein Entrinnen
Ich bin vor Schrecken wie erstarrt
Und kaum noch klar bei Sinnen

Doch ich nehme all meinen Mut zusammen
Und werfe einen Blick schnell noch aus dem Fenster
Da stehen sie und starren mich an
Tausend scheußlich Nachtgespenster