die scham des prometheus

die Vertreter des Transhumanismus, wie der Schwede Nick Bostrom, träumen vom Download des Geistes in überlegene Maschinen. “Wir können die natürliche Evolution des Menschen durch eine gerichtete Evolution ersetzen”, heißt es bei Bostrom. Hinter diesem Denken verberge sich die Vorstellung von der Evolution als schlechtem Ingenieur, die vom technikgläubigen Optimierungszwang des Neoliberalismus geprägt sei, sagt der Wissenschaftsphilosoph Alfred Nordmann. “Da spielt eine prometheische Scham mit, dass der Mensch nicht so gut ist wie seine technischen Erzeugnisse.”

Der Transhumanismus mag als fixe Idee in die Geschichte eingehen, der Gedanke einer gerichteten Evolution hat es jedoch längst in den Mainstream der biotechnischen Zukunftsvision geschafft. “Der Mensch ist die erste Art, die direkt in ihr eigenes Genom eingreifen kann”, sagt Max-Planck-Forscher Jean-Jacques Hublin. “Ich bin überzeugt davon, dass der Mensch der Zukunft die Evolution seines Genoms beeinflussen wird.” Was als Begutachtung des Genmaterials in der Präimplantationsdiagnostik begann, könnte über die Veränderung des Embryonen-Genoms mittels Keimbahntherapie eines Tages Alltag werden. Für den Bioethiker Giovanni Maio von der Universität Freiburg wäre das ein bedenklicher Bruch mit dem Geist der Aufklärung, dank der die Unverfügbarkeit des Menschen zu einem Grundrecht wurde. “Die Manipulation eines Genoms bedeutet, dass ein Mensch den anderen steuert und diesem seine Definition von einem guten Leben aufzwingt”, sagt Maio. “In der Evolution hingegen interveniert keine ideologisch aufgeladene Vorstellung vom guten Leben.”

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